Die Geschichte unserer schönen Kirche

Unsere Nicolai-Kirche in Elstorf steht auf einer Anhöhe. Das Gelände rund um die Kirche wurde bis 1818 als Friedhof genutzt.
Unsere Kirche hat ihren Namen vom Heiligen Nikolaus, da sie an der früheren Heerstraße von Lüneburg nach Stade lag und Nikolaus der Schutz-Patron der Wanderer und Kaufleute u. a. war. Außerdem erinnern heute noch zahlreiche Flurbezeichnungen in der Gemarkung Elstorf an diesen Schutz-Patron. Nikolaus war Bischof von Myra und lebte im 4. Jahrhundert in Klein-Asien. Noch heute wird am 6. Dezember, an seinem Todestag, weltweit an ihn gedacht.
Aufgrund der noch vorhandenen Mauern - mit Mörtel eingefasste Findlinge - wird der Bau der Kirche um das Jahr 1200 vermutet. Das heutige Aussehen des Gotteshauses unterscheidet sich von dem ursprünglichen nur durch die zwei an den Längsseiten angebauten Stützpfeiler und durch die jetzt größeren Fenster. Auf der Ostseite leuchtet ein goldglänzendes Kreuz in die Gemeinde hinein.

 

Zu unserer Gemeinde gehören die Dörfer Elstorf, Schwiederstorf, Daerstorf, Wulmstorf, Ardestorf, Ketzendorf, Ovelgönne, Immenbeck und Eilendorf.
Der hölzerne Glockenturm wurde 1729 mit einer Höhe von 25 m direkt am Mauerwerk der Kirche errichtet. Dass bereits früher ein Turm existiert hat, belegt eine Kirchenrechnung aus dem Jahre 1637. Vermutlich stand dieser Holzturm jedoch einige Meter abseits vom Gotteshaus. Diese Anordnung ist in manchen Kirchen in der näheren Umgebung noch heute zu sehen. Der untere Teil des Glockenturmes ist viereckig. Um einen Übergang zum Turmhelm zu schaffen, hat der Baumeister den mittleren Teil achteckig gestaltet. 1996 wurde der Turm restauriert und bekam als Spitze eine neue vergoldete Kupferkugel mit Wetterfahne, dem hannoverschen Ross.
Aus dem Jahr 1911 stammen die drei Turmuhren, deren Zeiger und Ziffern vergoldet sind. Die Uhren werden noch heute einmal wöchentlich von Hand aufgezogen.
Im oberen Turmteil hängen drei Glocken aus Bronze. Die größte wurde 1819 gegossen, wiegt 886 kg und läutete am 16. Oktober des gleichen Jahres zum erstenmal das Siegesfest der Leipziger Völkerschlacht ein.
Bemerkenswert ist, dass als Gussmaterial die Vorgängerglocke diente, die bereits 1777 geborsten war. Auch diese geborstene Glocke hat man aus der noch älteren Glocke von 1639 gegossen. Die mittlere Glocke wurde 1863 aus der älteren von 1801 gegossen, wiegt 464 kg und trägt die Inschrift SOLI DEO GLORIA (Gott allein sei Ruhm). Diese beiden Glocken mussten zwar während der beiden Weltkriege zu Rüstungszwecken abgeliefert werden, kamen aber jedesmal unversehrt zurück. Die mit 355 kg kleinste Glocke (Durchmesser 87 cm) wurde erst 1968 in Sinn im Dillkreis in Gegenwart einer Abordnung unserer Gemeinde gegossen. Ihre Inschrift lautet: "Singet dem Herrn ein neues Lied" ( Psalm 98,1 ). Die Glocken erklingen im "g", "gis" und "h"-Ton.

Der Altar

Den beherrschendsten Eindruck im sonst schlichten Inneren der Kirche vermittelt der bis zur Decke reichende Kanzelaltar mit der geschlossenen Empore. Der barocke Altar aus dem Jahr 1701 besteht ganz aus Holz.
1979 wurde die Kirche beraubt um das Kruzifix, zwei Leuchter und den Klingelbeutel. 1980 hat der Bildhauer Siegbert Amler aus Glücksburg ein Kruzifix sowie zwei Leuchter neu gefertigt. Die Figur am Kruzifix ist nicht der leidende, sondern der segnende Christus.

Der Höhepunkt über dem Altar ist der triumphierende Christus. Dargestellt wird der Sieg des Auferstandenen, indem er den Fuß auf eine Schlange (das Böse) und ein Gerippe (der Tod) stellt. Statt einer Dornenkrone ziert ein Strahlenkranz sein Haupt. Und die Engel zu seiner rechten und linken Seite haben ein Kreuz und Marterwerkzeuge von Christus genommen.
Die Bilder beidseitig der Kanzel zeigen Kreuzigung und Auferstehung. Über dem Altartisch befindet sich das Abendmahlsbild. Leider ist der Erbauer der Altarwand nicht bekannt.
 

Taufbecken und Orgel

Das älteste Stück unserer Kirche ist das mit zahlreichen Ornamenten versehene hölzerne Taufbecken aus dem Jahre 1692. Seine Abdeckung wird von einem Hirten mit seinem Lamm gekrönt. Man kann darin den Guten Hirten oder Johannes den Täufer sehen. Die 1929 von der Gemeinde Immenbeck gestiftete silberne Taufschale für das Wasser im Taufbecken trägt auf ihrem Rand die Aufschrift: "Lasset die Kindlein zu mir kommen".

Dem Taufbecken gegenüber befindet sich der Sakristeistuhl, der ursprünglich rechts neben dem Altar, unter der Empore, stand.
Die im Jahre 1853 von E. Meyer, Hannover, erbaute Orgel verfügt über 16 Register und 852 Pfeifen. Sie wurde 1967 generalüberholt und 1978 mit einem neuen Register ausgerüstet. Es handelt sich um eine mechanische Schleifladenorgel.

Unter der Orgelempore zeigen die Bilder Philipp Melanchthon (1497-1560) und Martin Luther (1483-1546). Melanchthon war ein Mitstreiter Luthers bei der Durchsetzung der Reformation. Das Lutherbild ist eine Lithographie vermutlich schwedischer Herkunft um 1850. Sie ist getönt, teilweise farbig getönt.

Die Gedächtnistafel

Sei getreu bis an den Tod …..

Wenn man die alte Nicolai-Kirche in Elstorf betritt, so wendet sich unser Blick sofort nach vorn auf den wuchtigen, schwarz-goldenen Kanzelaltar. Wir betrachten ihn, wenden uns den anderen Gegenständen im Altarraum zu wie dem Taufbecken , rätseln über den Sakristeistuhl und nach allem Betrachten streben wir wieder dem Ausgang zu, werfen noch einen Blick nach oben zur Orgel, wollen gerade die Tür öffnen und verharren: War da nicht noch etwas links unter der Orgelempore? Wir gehen noch einmal zurück. Tatsächlich, da hängt eine große, hölzerne Tafel mit der Überschrift: UNSEREN IM KRIEGE 1914-1918 GEFALLENEN ZUM GEDÄCHTNIS. Nach Dörfern aufgeteilt werden die Gefallenen des 1.Weltkrieges unseres Kirchspiels genannt.

Diese Tafel, die ein bisschen verschämt hinten in der Kirche angebracht ist und kaum beachtet wird, hatte ursprünglich ihren Sitz an der rechten Innenwand der Kirche. Darüber befand sich ein Kreuz, darunter, unter der Tafel, der Bibelvers aus der Offenbarung 2,10: SEI GETREU BIS AN DEN TOD, SO WILL ICH DIR DIE KRONE DES LEBENS GEBEN.

Angebracht wurde diese Tafel Anfang März 1933. Das Buxtehuder Tageblatt schreibt dazu: „Anlässlich der Einweihung der Gedächtnistafeln in der Kirche, für die Gefallenen des 1.Weltkrieges, versammelten sich die Kriegervereine Elstorf und Immenbeck, die SA und der Freiwillige Arbeitsdienst Schwiederstorf. Die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt. Herr Pastor Langelotz legte seiner Predigt das Wort Joh. 8,31 und 32 zugrunde. Am Schluss des Gottesdienstes wurde nach dem ergreifend vorgetragenen Niederländischen Dankgebet des Gemischten Chors Elstorf die neue Gedächtnistafel der Gefallenen unserer Kirchengemeinde durch den Ortsgeistlichen geweiht. Die Tafel passt sich der Einfachheit und Würde unseres Gotteshauses wirkungsvoll an. Sie birgt in einem kleinen unauffälligen Schrein die Krieger- und Kriegschronik, die mit Hilfe der Vorstandsmitglieder der Kriegervereine und der Lehrer des Kirchspiels nahezu vollendet werden konnte. Die Entstehungskosten der neuen Tafel wurden aus den Kollekten bestritten, die an sonst kollektenfreien Sonntagen eingesammelt wurden. Die Kirche hat durch diese hübsche Tafel zugleich einen wesentlichen Schmuck. Nach der Weihe legte der Verein Elstorf am Ehrenmal einen Kranz nieder.“ (Buxtehuder Tageblatt – 13.3.1933 - )

Anfang der 60ziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurde die Tafel im Zuge der Kirchenrenovierung versetzt. Den Bibelspruch ließ man wohlweislich weg, da er missbräuchlich den Tod vieler Millionen junger Männer nachträglich religiös rechtfertigte. Die Treue in dem Bibelvers aber gilt nicht einer Regierung, sondern allein dem Herrn Jesus Christus, der gekommen ist als Heil für alle Menschen. Hätten sich doch die Kirchen mutiger dem Machtstreben der Politiker und des Militärs widersetzt und auf Gott verwiesen und das auch gelebt, den Deutschen wäre viel Leid erspart geblieben.

Die Turmuhr

1911 erhielt die Nikolaikirche Elstorf eine mechanische Turmuhr der Firma Weule aus Bockenem/Harz. Der Vorteil dieser Uhr bestand darin, dass sie nur noch einmal in der Woche aufgezogen werden musste. Dieses gilt bis zum heutigen Tag.
Jede Woche müssen mit einer Kurbel die schweren Gewichte der Uhr im Turm hochgezogen werden, denn, liegen sie unten am Boden, steht die Uhr.

Natürlich benötigt das Uhrwerk auch Pflege. Es muss in Abständen gesäubert und geölt werden, damit es seine Präzision beibehält. Übrigens befindet sich seit 1857 eine Weule Uhr in St. Petri/Buxtehude und auch in der ehmaligen deutschen Kolonie Tschingtau zeigt bis heute die robuste Weule-Uhr den Chinesen die Zeit an. Leider zeigte sich Firma Weule selber nicht so robust. 1836 gegründet, musste sie 1953 Konkurs anmelden. Ein Freundeskreis im Heimatmuseum in Bockenem kümmert sich seit den neunziger Jahren um das Andenken der Firma Weule.

Die Glocken

Im Kirchturm der Elstorfer Nicolai-Kirche befinden sich drei Glocken, die uns mit ihrem Dreiklang jeden Sonntag zum Gottesdienst rufen. Die drei Glocken, aus Bronze, sind verschieden groß und haben eine wechselvolle Geschichte.

Die große Glocke (886kg, Ton g)

1693 wird eine ältere Glocke umgegossen, dazu neues Material dazugegemischt, so dass die neue Glocke schließlich1498 Pfund wiegt. Diese Glocke hatte folgende Inschrift:

„DAS KIRCHSPIEL ELSTORF: DA PACEM; DOMINE, IN IN DIEBUS NOSTRIS (Gib Frieden, Herr, in unseren Tagen) VON GOTTES GNADEN WILHELM HERZOG ZU BRAUNSCHWEIG UND LÜNEBURG. ANNO 1639 HAT MICH GEGOSSEN MEISTER PAWEL VOß THO LUNEBURG ALHIR“

1819 Pastor Peters berichtet 1777, dass die Glocke geborsten sei und sie nicht mehr geläutet, sondern nur angeschlagen, wird. Im Jahre 1819 wird sie von dem vormaligen Kaiserlich-Französischen Stückgießer Herrn Anton Keller, in Tostedt, neu gegossen. Sie wiegt nun 1772 Pfund. Die Inschrift lautet:

„GEGOSSEN ZU TOSTEDT VON ANTON KELLER , J.S.L. NÖLDECKE, PASTOR, F.L. KORDLÄNDER; VOGT,  J.H. HINRICHS, KÜSTER, J. PETERS, F. BENECKE,  KIRCHENJURATEN, IM JAHRE 1819.“

1942 wird die Glocke abtransportiert, um sie für Kriegsmaterial einzuschmelzen. Sie lagerte im Hamburger Freihafen, zu einer Einschmelzung kam es nicht.

1947 Wiedereinbau der Glocke im Turm. Dabei kam es zu einem Zwischenfall. Ein Tau zeriss und verletzte den Zimmermeister Johann Augustin am Rücken schwer. Eingebaut wurde die Glocke dann von der Zimmerei & Sägewerk Otto Peters, Hollenstedt.

Die mittlere Glocke (464 kg, Ton gis)

1801 wird sie gegossen. Inschrift der mittleren Glocke:

„J.W.L.E. FRIEDRICHS , PASTOR, P. PETERS, H.W. WIEGERS, KIRCHENJURATEN, H.W. MEYER, KÜSTER. MICH Goß CHRISTOPH HEINRICH MEYER IN BREMEN , ANNO 1801“

1863 Die Glocke wird umgegossen, mit folgender Inschrift:

„SOLI DEO GLORIA. GEGOSSEN VON F. MEYER IN LINDEN BEI HANNOVER 1863"