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„Wunder-Sätze“

|   News aus Elstorf

Wie in jedem Jahr gibt es wieder einen Weihnachtsgruß von Landesbischof Ralf Meister für Sie!

„In diesem Jahr will ich endlich etwas Modernes in Türkis – nicht immer denselben alten Kram am Baum.“ Ich beobachte ein Paar vor dem  überwältigenden Angebot an Weihnachtsdekoration.
Sie plädiert für Neues, er verteidigt das Vertraute. Man sieht ihm an, wie sehr er am Gewohnten hängt – vielleicht mag er auch einfach kein Türkis, wer weiß?

Immer derselbe alte Kram? Kaum eine Zeit ist so von Ritualen, vertrauten Klängen und Düften durchzogen wie die Advents- und Weihnachtszeit. Jahr für Jahr holen wir dieselben Kisten hervor, hören dieselben Lieder, dieselben Worte: „Es begab sich aber zu der Zeit …“ Weihnachten ist Wiederholung – und Wiederholung heißt, sich etwas wieder zu holen. Genau das tun wir:
Wir holen uns Vergangenes zurück ins Heute.

Vor allem das Weihnachtsgefühl der Kindheit. Diese Welt der Geborgenheit, in der Wünsche noch erreichbar schienen – Eisenbahn, Puppenhaus, die Familie beisammen. Eine Zeit, in der die Freude am Kleinen mit den großen Träumen im Gleichgewicht war. Für ein paar Stunden holen wir den Glauben an Wunder zurück – den Glauben, dass das Gute möglich bleibt. Denn wer an Weihnachten nicht an Wunder glaubt, wird bald an gar nichts mehr glauben.

Die beiden wichtigsten Wunder-Sätze, die Jahr um Jahr wiederholt werden, lauten für mich:
„Friede auf Erden“ und „Fürchtet Euch nicht.“ Seit der ersten Heiligen Nacht klingen sie zu uns herüber und haben nichts von ihrer Kraft verloren.

„Friede auf Erden“. Wie fern scheint diese Hoffnung, von der die Engel sprechen? Und doch gilt sie. Sie muss gelten. Gegen allen Anschein muss sie festgehalten werden. Gegen die Autokraten und Diktatoren, gegen die Folterknechte darf diese Hoffnung nicht aufgegeben werden. Sonst liefern wir uns dem Bösen aus. Sonst akzeptieren wir den Teufelskreis der Gewalt.

Und „Fürchtet Euch nicht!“. Wir sind verunsichert wie seit langem nicht mehr. Die Stimmung verroht in der öffentlichen Debatte. Viele streiten sich auf niederstem Niveau, grenzen aus, diskriminieren, so dass sich Hass und Zorn verbreiten. Lasst uns nicht leichtfertig sein im Umgang mit unserer Sprache! „Fürchtet Euch nicht!“ meint hier nicht die mütterliche Anteilnahme für das weinende Kind, sondern den Aufruf zur Verantwortung. Bringt den Widerstand zur Sprache! Wählt eine Sprache des Respekts und der Achtung! Suchen wir also furchtlos nach dem, was wir tun können, um die Befürchtungen vor der Zukunft zu bewältigen! Wenn wir uns ängstigen, bleiben wir gefangen.
„Friede auf Erden“ und „Fürchtet euch nicht“. Für mich die zwei wichtigsten Sätze für das ganze kommende Jahr. Wir können sie gar nicht oft genug wiederholen.

Gesegnete Weihnachten!

Ihr RALF MEISTER
Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers

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